Das Vlies der Götter


Die Wolle der Alpakas gehört zu den wertvollsten und edelsten Naturfasern. Schon die Inkas hatten eigene Zuchtprogramme entwickelt, um die Qualität und die Quantität der Alpaka-Faser zu verbessern.

Werden auch heute noch die wildlebenden Vicunjas alle zwei Jahre eingefangen und geschoren mit einem Ertrag von 200-300 g Vliesgewicht pro Tier, erntet man bei einem Alpaka bis zu 6 kg Wolle. Man hat es geschafft, den Deckhaar-Anteil bei Spitzentieren (das sind die Haare, die bei uns das Kratzen hervorrufen), auf unter 1 Prozent aller Fasern zu züchten. Auch gibt es heute 22 Farbtöne mit über 60 Farbschattierungen.

Unser Zuchtziel heute wie damals ist Tiere zu züchten mit einem homogenen feinen Vlies mit möglichst wenig Deckhaaren und möglichst großer Dichte und Einfarbigkeit. Möchte man die Qualität und Feinheit der Wolle eines Tieres beurteilen, läßt man ein Faserhistogramm erstellen. Neben des zu beurteilenden Crimps (Kräuselung der Faser beim Huacaya) bzw. des Curi (Lockenbildung beim Suri) sind die folgenden vier Punkte die wichtigsten Größen eines Faserhistogramms:

  • die durchschnittliche Feinheit, d.h. die Durchschnittswerte der ca. 2000 einzelnen Haare der Faserprobe in Micron
  • die mittlere Abweichung, d.h. die Abweichung der Fasern in der Probe
  • der Koeffizient der Variation: (mittlere Abweichung/durchschnittliche Feinheit) x 100=Faktor der Abweichung in Prozent
  • Anteil der Haare über 30 micron in Prozent

Als grobe Zusammenfassung kann man sagen, je niedriger die mittlere Abweichung und der Koeffizient der Variation, desto gleichmässiger ist die Faser und desto niedriger der Kratzfaktor. Weiter sind Alpakafasern unter 20 micron außergewöhnlich gut, über 30 micron recht grob.

Man unterscheidet fünf Faserstufen in der Industrie, wobei Alpakafasern Qualitätsstufen zwischen 13 und über 30 micron aufweisen:

  • Royal: <19 micron
  • Baby-Alpaka: 19-21,9 micron
  • Superfine: 22-24,9 micron
  • Fine: 25-27,9 micron
  • Alpaka: 28-30 micron

Da Alpakas in großen Höhen bei zum Teil eisigen Temperaturen und großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht leben, haben ihre Fasern eine höhere thermische Kapazität als die der meisten anderen Tiere. Ihr Vlies verhält sich ähnlich wie eine Klimaanlage: es wärmt bei Kälte und kann Wärme ableiten, sodaß man nicht so leicht schwitzt. Außerdem fühlen sich Alpakaprodukte angenehm weich und geschmeidig an: dies liegt daran, dass die Höhe der Schuppen, aus denen ein einzelnes Haar besteht, nur 0,4 Micron hoch ist im Vergleich z.B. zu 0,8 Micron bei einem Schaf.

So wird die Alpaka-Faser immer wichtiger für die Industrie. Es lassen sich Stoffe aller Qualitäten und Dicken herstellen und aus zu feiner Wolle verarbeiteten Strickgarnen lassen sich exklusive Produkte herstellen.